Aufatmen nach 3:0-Erfolg: Engel bleibt ein Jungpfosten

SCHWERTE. Die Jungpfosten sind im echten Wettstreit mit den Amateuren um die derzeit beste Holzpfosten-Mannschaft. Vorteil Jungpfosten. Im dritten Rückrundenspiel gewann die A-Jugend zum dritten Mal. Nach dem 3:0 im Nachholspiel gegen Hemer II stehen die Pfosten nun mit neun Punkten und 18:0-Toren an der Tabellenspitze.

Am Ende saß er stillschweigend in der Kabine und hörte den sanften Klängen des Ghettoblasters zu. Das Ganze hatte ein wenig was von der berühmten Beckenbauer-Pose nach dem WM-Finale 1990. Nun hatten die Jungpfosten an diesem Tag keine Weltmeisterschaft, auch keine Champions-League gewonnen. Sie haben 3:0 gegen die SG Hemer II gewonnen. Trister Kreisliga-Alltag, der einen gestandenen Mann zum glücklichsten an diesem Abend machte: Maxi Engel. Der Basketballer feierte erst am Sonntag gegen Platte-Heide sein Debüt als Feldspieler, am Montag dann wurde er wieder eingewechselt – und traf zum entscheidenden 3:0.

Überraschend wie der Götze-Wechsel

Dass man an dieser Stelle nicht zu einem stink normalen Spielbericht übergehen kann, ist zum einen Mario Götze, zum anderen Engel selbst geschuldet. Denn ebenso überraschend wie der Wechsel des Dortmunders in den Süden ist das plötzliche Interesse des BVB am Jungpfosten. Wir erreichten den Sport-Allrounder am Morgen. „Ja, es stimmt, dass der BVB mich für eine Götze-Nachfolge kontaktiert hat“, gibt Engel zu. „Ich musste nicht lange überlegen. Die Sache war für mich schnell klar: Ich bleibe ein Holzpfosten.“ Nicht nur bei seinen Mitspielern sorgte diese Meldung für große Erleichterung, sein Facebook-Profil explodierte aufgrund der vielen Glückwünsche. Die wüsten Beschimpfungen, die dort vorher noch standen, wurden schnell wieder gelöscht. Maxi Engel bleibt den Jungpfosten erhalten.

Spaß beiseite. Warum er den Montagabend dennoch zu „meinen zwei größten fußballerischen Momenten“ zählt, dazu später mehr. Die Jungpfosten mussten wegen des Nachholspiels das zweite Spiel innerhalb 30 Stunden bestreiten. Allerdings war es erneut ein Heimspiel, und so hatten sich die Jungpfosten die Unterstützung der Amateure, die sich zum Grillen versammelten, sicher. Im Vergleich zum Sonntag spielte Samuel Mrohs für Niklas Siegel, Jonas Kneer feierte sein Startelfdebüt und der torgefährlichste Innenverteidiger der Liga, Lukas Bokermann, rückte zu Weiß auf die „Sechs“ vor (vielleicht eben deshalb blieb er diesmal torlos). Dafür spielte Stratmann wieder auf der gewohnten Innenverteidiger-Position.

Holzpfosten permanent am Drücker

Und so ging das Spiel los, das sich 90 Minuten nach demselben Muster abspielte. Die Holzpfosten waren permanent am Drücker, spielten bis zum Abschluss auch ansehnlichen Fußball, verpassten es dann aber, den entscheidenden Schritt Richtung Torerfolg zu machen. So landete der Ball meist im Toraus der Hemeraner. Der Abschlag folgte, die Holzpfosten eroberten sich den Ball und stürmten ein weiteres Mal los. So monoton das klingen mag, so lief das Spiel – bis zur 37. Minute leider  auch torlos. Dann aber sah Leon Weiß Stürmer Schedel in einer Lücke stehen, nutzte diese mit einem Heber zu perfekt aus. Der Rest ist Teil der Schedelschen Saisonentwicklung. Er nahm den Ball in Lewandowski-Manier an, vernaschte seinen Gegenspieler in Reus-Manier und schloss wiederum in Lewandowski-Manier ab – 1:0. Die Jungpfosten waren erleichtert, hatte sich der Angriff endlich ausgezahlt.

Nach der Halbzeit investierte die Kunsmann/Junglaß-Elf dann noch mehr in die Offensive. Der starke Meier entwickelte sich zum Motor des Jungpfosten-Spiels, lief immer wieder an, verteilte die Bälle und war stetig bemüht, das nächste Tor vorzubereiten. Seine scharf hinein gebrachten Ecken fanden auch oft vor allem Leon Weiß, dessen Kopfballspiel aber so zielsicher wie das eines Tomlislav Piplica ist. Dreimal verpasste es der Kapitän nach Meier-Vorlage, zum 2:0 einzunicken. Das machte Fellbaum besser. Nach einer abgewehrten Ecke such und fand der eingewechselte Fabian Krabbe den Abwehrchef, der aus 20 Metern abzog. Sein abgefälschter Ball fand den Weg ins Tor (66.).

Engels Schuss senkt sich am langen Pfosten ins Tor

Das 2:0 war ebenso erleichternd wie das erste Tor, versuchten die Gäste aus Hemer doch immer wieder einen Konter zu setzen. Nun aber konnte der Tabellenführer befreit aufspielen. Hambrock und Engel wurden eingewechselt und bildeten nun die Sturmspitze. Prompt suchten seine Mitspieler den agilen Engel, der sichtlich Spaß am Fußballspielen hatte. Nach Weiß-Vorlage zog er ab – und verpasst das Tor nur ganz knapp. Ein Raunen ging durch den EWG-Sportpark. Engel wollte nun mehr. Als er wieder an der rechten Strafraumkante den Ball bekam, traute er sich erneut eine Menge zu und zog wieder ab. Nun senkte sich sein Schuss am Torhüter vorbei und schlug am langen Pfosten ein.

Aus dem Raunen wurde ein Torschrei. Engel sprang wie ein typischer Fußballer aus den 70er-Jahren zum Torjubel hoch und runter, empfing die Glückwünsche seiner Mitspieler. Das Spiel war entschieden. Ein langer und anstrengender Weg zu einem aber völlig verdienten Jungpfosten-Sieg war beendet – und der Tabellenplatz Eins wieder am EWG-Sportpark.

Kein Siegerbier

Dass Maxi Engel am Ende doch nicht zu einhundert Prozent zufrieden war, hatte einen ganz profanen Grund. „Bei meinen zwei größten Fußball-Momenten, das war vor zwei Wochen beim Malaga-Spiel auf der Südtribüne und jetzt heute“, erklärte der rot-weiße Held, „darf ich nicht mal ein Siegerbier trinken. Beide Male musste ich noch mit dem Auto nach Hause fahren.“ Aber selbst das konnte ihn an diesem Abend nicht wirklich stören, dem ewigen Holzpfosten.

So siegten die Holzpfosten: Felix Dötsch – Jan Mrohs, Jan Stratmann, Julian Fellbaum, Samuel Mrohs – Lukas Bokermann, Leon Weiß – Jonas Kneer, Robert Fischer, Anas Meier – Daniel Schedel

Eingewechselt wurden: Fabian Krabbe, Jonas Kusch, Maximilian Engel, Thorben Hambrock

Tore: 1:0 Schedel (37.), 2:0 Fellbaum (66.), 3:0 Engel (78.)