Spielberichte I Das Bein Graudejuses

SCHWERTE. Zweimal war am Samstag der UFC Paderborn in der Futsalhauptstadt zu Gast. Zweimal gab es zwei richtig spannende Spiele. Aber nur einmal lachten danach die Holzpfosten. XXL-Grinsen auch bei der Dritten, die das erste Saisonspiel gewann, und bei den Amateuren, die ihren ersten zweistelligen B-Liga-Sieg einfuhren. Die erste Mannschaft präsentierte sich auch gut – allerdings leider nicht über 90 Minuten. Die Spielberichte.

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FUTSAL

Holzpfosten – UFC Paderborn 4:3 (3:3)
So siegten die Holzpfosten: Graudejus, Bajram – Kliegel (1), Klems (1), Pahl, Nebgen (1), Jurado Garcia, Kleine (1), Baumdick, Seleznovs, Leyk.
Bemerkenswert: Diego Maradona war bei der WM 86 selbst verblüfft, dass er bei seinem veritablen Handtor Hilfe von oben bekam und betitelte seine Faust als die Hand Gottes. Wir glauben irdischer. Oder eben an David Graudejus. Jener krasser Typ, der ein paar Minuten vor dem Ende die Parade seines Lebens aus der Hose schüttelte. Eigentlich längst geschlagen warf er sich irgendwie in einen Paderborner Schuss aus einem Meter Entfernung. Wo 170 Holzpfosten sich im Zeitlupenmodus mental schon auf den Ausgleich vorbereiteten, grätschte Graudi einfach dazwischen. Das war dann wohl das Bein Graudejuses.
Das Spiel in 40 Sekunden: Begann perfekt. Der UFC, bisher mit drei Niederlagen und einem Sieg, versuchte den Tabellenführer mit Flying Goalie vom Anstoß an zu überraschen. Klappte aber gar nicht. Zunächst setzte Klems nach Balleroberung den Ball noch knapp nebens Tor, in der zweiten Minute aber nach gleichem Munster ins Tor. 1:0. Das kam wohl leider etwas zu früh. Denn die Pfosten fühlten sich zu sicher – und brachten die individuell starken Paderborner mit schlechter Verteidigung zurück ins Spiel. Beim 1:1 stand die HP-Defensive deutlich zu hoch und bei den schnell hinterher zappelnden Gegentoren zwei und drei stellten sich die bisher so defensivstarken Holzpfosten merkwürdig an. Doch zum Ende der ersten Halbzeit berappelte sich das Ramon-Saballs-Teams. Und als Stephan Kleine für den Anschluss sorgte und seine Torflaute beendete, war es endgültig zurück im Spiel. Nebgen, Pahl, Nebgen – so hieß die sehenswerte Kombination zum 3:3. Nach der Halbzeit versuchten die Schwerter das Spiel direkt an sich zu reißen, was aber nur so semigut funktionierte. Paderborn erwieß sich als jener unangenehmer Gegner, der er schon in beiden Spielen der Vorsaison war. Doch nach 25 Minuten drückten nur noch die Holzpfosten, allerdings vergaben sie auch fahrlässig klarste Chancen. So klärte Jurado Garcia zweimal auf der Linie (allerdings auf der gegnerischen), Kleines Schuss prallte an den Pfosten und selbst Graudejus hätte per Fernschuss, der ganz knapp am Tor vorbeikullerte, noch die Entscheidung erzielen können. So aber musste der Westdeutsche Meister das Flying Goalie in den letzten zwei Minuten überstehen. Tat er. Auch wegen eines überragenden David Graudejus, der dank seiner Parade auch schon mal seine Social-Media-Woche bestens füllen konnte.
Fleißkarten: Ja komm, Stephan, nimm ’se.
Das sagt der Trainer: „Das war ein SO schwieriges Spiel, zum Ende hin mit unseren ganzen Großchancen aber auch ein bisschen unnötig spannend.“ (Daniel Ramos Saballs, erleichtert)

Holzpföstinnen – UFC Paderborn 2:3 (1:1)
So spielten die Holzpföstinnen: Juliane Bauch – Vivienne Ebbert, Saskia Finzel, Christine Vollenberg, Sarah Goßmann, Alina Schütze, Annika Paszehr, Jule Gödecke, Laura, Heidemeyer, Anna Juchems.
Tore: Gödecke (2).
Bemerkenswert: Die Verwirr-Taktik der Paderbornerinnen. 90 Prozent der Mannschaft ist groß, schlank, trägt blonden Zopf und weiße Schuhe. Wie soll man da die Zuordnung aufrechterhalten?
Das Spiel in 90 Sekunden: Paderborn präsentierte sich von Beginn an als eingespielte Mannschaft mit viel Zug zum Tor. HP war so mehr in der Defensive beschäftigt und erarbeitete sich nicht allzu viele Torchancen. Die erste gute nutzte Jule Gödecke dafür schon in der vierten Minute für die Holzpföstinnen-Führung: Ihr Schuss nach einer Ecke von Christine Vollenberg wurde von einer Paderbornerin entscheidend abgefälscht. Weiterhin hatte der UFC die besseren Gelegenheiten, doch mit ein bisschen Glück und einer gut aufgelegten Juli Bauch im Tor hielten die Schwerterinnen die Null. Zwei Minuten vor der Pause rutschte ein Schuss dann aber unglücklich aus spitzem Winkel an Christine Vollenberg und Keeperin Bauch vorbei ins Tor – mit dem 1:1 ging’s in die Kabine. Im zweiten Durchgang kam der UFC noch besser ins Spiel und schon nach drei Minuten zur Führung. In der Abwehr kam HP ein wenig besser zurecht als noch in der ersten Halbzeit, nach vorne fehlte allerdings weiterhin die große Durchschlagskraft. Goalgetterin Jule Gödecke glich die Paderborner Führung zwar in der 27. Minute nach schöner Einzelleistung über die linke Seite aus, doch nachdem der UFC vier Minuten später erneut in Front gegangen war, rannten die Holzpföstinnen vergebens gegen den Rückstand an. Die größte Chance auf den Punktgewinn hatte Vollenberg kurz vor Schluss, doch ihr Schuss traf nur die Latte.
Fleißkärtchen: Gehen an Laura Heidemeyer, die trotz Kapselverletzung an der Hand nach der Verletzung von Annika Paszehr auf dem Feld einsprang, und Saskia Finzel, die Paderborns Über-Stürmerin Susanne Werner bis auf wenige Situationen aus dem Spiel nahm.
Das sagt die Trainerin: „Mit der körperbetonten Spielweise von Paderborn hatten wir einfach zu viele Schwierigkeiten. Schade, dass Volles Schuss kurz vor Schluss nur an die Latte geht. So ist die Rechnung aus dem Pokalfinale noch immer offen.“ (Lisa Schrader)


FUSSBALL

Holzpfosten I – SV Deilinghofen/Sundwig 0:3 (0:1)
So spielten die Holzpfosten: Ben Gottsein – Alexander Götze, Tobias Kreutzer, Okan Lermi, Kai Kunsmann, Basti Bolst (81. Dustin Schmidt), Daniel Martella, Hendrik Ziser (58. Daniel Hornbruch), Domenico Troiano, Cristian Martella (70. Sidney Capraro), Tobias Malek.
Tore: 0:1 (40.), 0:2 (57.), 0:3 (79.).
Bemerkenswert: Das holzige Defensiv-Gerüst, das gegen den spielstarken Tabellenzweiten lange mithielt. Lange heißt hier allerdings leider nur 40 Minuten. Dann fiel das 0:1. Durch die etwas offensivere Ausrichtung in der zweiten Halbzeit entwickelten sich fortan auch mehr Räume für konterstarke Deilinghofener.
Das Spiel in 90 Sekunden: Hochkonzentriert und weitestgehend fehlerfrei ging die Erste in die Anfangsminuten. Der Matchplan war klar vorgegeben: Die offensiven Bemühungen der spielstarken Deilinghofener sofort unterbinden. Und das klappte. Auch die gefährlichen und plötzlichen Diagonalbälle des Zweiten endeten meistens bei uns oder im Toraus. Unter dem Defensiv-Bollwerk litt natürlich auch die Offensive, obgleich die Holzpfosten immer wieder kleine Nadelstiche nach vorne setzten, die für ein Tor aber noch deutlich zu wenig waren. Wie schon öfter schmerzlich erfahren wackelte das System zum Ende der ersten Halbzeit. Nach eigenem Einwurf am Deilinghofener Strafraum folgte ein blitzschneller Konter, den die Gäste freistehend vor Gottstein aber irgendwie daneben setzten. Doch nur zwei Minuten das ähnliche Bild mit diesmal bittererem Ausgang: Ballverlust an der Mittellinie, schneller Gegenangriff, diesmal war der Ball kurz vor der Halbzeit drin. Danach öffneten die Pfosten ihr System etwas, um den Ausgleich wahrscheinlicher zu machen. So setzte Kiki Martella nach starker Eigenleistung und noch stärkerem Zupfen des Gegenspielers den Ball ans Außennetz (55.), die gefährlichste Chance hatten die Gastgeber erst spät, als Capraro Hornbruchs Flanke per Seitfallzieher aber zu zentral aufs Tor setzte – dies passierte in der 77. Minute. Und da stand es auch schon 0:2. Die Räume waren hinten nun zu groß. Deilinghofen nutzte es in der zweiten Halbzeit noch zweimal – und bejubelte anschließend den verdient Auswärtssieg in Schwerte-Ost.
Fleißkarten: Flattern ganz klar an Mutter Bajram, die der Mannschaft im Vorfeld ein fabelhaftes Pastabuffet zauberte. Danke!
Das sagt der Trainer: „Momentan würde uns die Futsalspielzeit von 40 Minuten echt weiterhelfen. Denn bislang schaffen wir es noch nicht, unsere Spielziele über die kompletten 90 Minuten durchzuhalten. Trotzdem haben wir heute wieder einen klitzekleinen Schritt nach vorne getan – was sich nach einer 0:3-Niederlage natürlich total blöd anhört, aber tatsächlich so ist.“ (Leon Weiß)

Holzpfosten II – TSV Ihmert II 12:0 (7:0)
So siegten die Amateure: Sonneborn, Ferdinand (46. Neumann), Buschhaus (72. Mende), Lohmann, Rosigkeit (72. Peter), Mende (58. Samtmann), Kollhoff (72. Lange), Seidel, (46. Weber), Lange (58. Ferdinand), Peter (58. Seidel), Samtmann (46. Prager).
Tore: 1:0 Lange (5.), 2:0 Lange (12.), 3:0 Ferdinand (22.), 4:0 Seidel (25.), 5:0 Lange (28.), 6:0 Samtmann (34.), 7:0 Peter (35.), 8:0 Buschhaus (56.), 9:0 Neumann (71.), 10:0 Seidel (78.), 11:0 Lange (81.), 12:0 Samtmann (85.).
Bemerkenswert: Der Gegner TSV Ihmert II hatte mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen und trat daher mit nur neun Mann an. Zeitgleich spielte die Erste von Ihmert auch nur zu zehnt.
Das Spiel in 90 Sekunden: Nach der erfolgreichen letzten Woche war diesmal der Tabellenletzte TSV Ihmert II zu Gast. Die Gäste reisten aufgrund von extremen Verletzungssorgen nur mit neun Spielern an. Die Vorzeichen standen ganz klar auf den nächsten Heimsieg der Amateure. Aber trotzdem sollte der Gegner und auch die Umstände nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dies geschah auch nicht, sondern die Amateure waren von Anfang an sehr konzentriert und haben keinen Zweifel am Heimsieg aufkommen lassen. Den Torreigen eröffnete Lange mit zwei Toren, ehe Ferdinand, Seidel und wieder Lange das Ergebnis auf 5:0 stellten. Nach ein paar ruhigeren Minuten sorgten Samtmann und Peter mit einem Doppelschlag für die 7:0-Pausenführung. Nach der Pause waren die Amateure nicht mehr ganz so fokussiert und konzentriert. Die erspielten Chancen wurde teilweise fahrlässig vergeben und auch die in der ersten Hälfte noch gute defensive Ordnung ging zeitweise verloren, was vielleicht auch an den vielen Wechseln lag. So blieb das achte Tor durch Buschhaus lange das einzige. Erst in den letzten zwanzig Minuten wurde es wieder ein bisschen besser. Neumann, Seidel und Lange mit seinem vierten Tor erhöhten das Ergebnis, bis Samtmann dann den Schlusspunkt zum 12:0 setzte. Nicht zu verschweigen ist die einzige Chance von Ihmert, ein Fernschuss kurz vor Schluss klatsche an den Außenpfosten. Am Ende ein nie gefährdeter Heimsieg der Amateure. Kurz noch ein Lob bzw. Dank an Ihmert, das trotz der nur neun Spieler und des deutlichen Rückstand das Spiel sehr fair bestritt.
Fleißkarten: Wenn man heute einen herausheben will, dann sticht am ehesten Lange mit vier Toren und zwei Torvorlagen heraus, aber alle haben heute ordentlich gespielt und das Spiel konzentriert angegangen und zu Ende gespielt. Ein besonderer Dank geht an Maximilian Sonneborn aus der Ersten, der den urlaubenden Höcker sehr gut im Tor vertrat.
Das sagt Coach Preuß: „Heute gegen den punktlosen Tabellenletzten war die Marschroute klar, Heimsieg einfahren und weiter Punkte sammeln. Dies haben die Jungs gut umgesetzt, die Konzentration hoch gehalten und auch gegen neun Mann das Spiel seriös über die Bühne gebracht. Ich bin mit dem Spiel heute generell zufrieden.“

Holzpfosten III – FC Schwerte II 3:1 (3:1)
So siegten die Holzpfosten: Voigt, Meier (87. Wachtel), Herbst, Goldschmidt, Rendelsmann, Özcan, Bläsing (65. Peter), Wagener (63. Cemal), Weber, Heinke.
Tore: 1:0 Rendelsmann (1.), 2:0 Weber (21.), 2:1 (32.), 3:1 Heinke (33.).
Bemerkenswert: Der erste Dreier für Wachtels Eleven im Derby gegen FC Schwerte II. IMG 3904
Das Spiel in 90 Minuten: Derby-Wochen für die Dritte! Diesmal gastierte die Zweitverwertung des FC Schwerte und nächste Woche geht es gegen die Profis. Mit Verstärkung aus der ersten Mannschaft wollte der FC seine ersten Punkte holen. Aber nicht mit Coach Wachtel und seiner Truppe! Die ganze Woche über eingeschworen waren die Pfosten von der ersten bis zu letzten Minute im Derby-Modus. Und nach einer Spielminute krachte es auch schon im Gebälk. Nach einer verunglückten Kopfballabwehr war Marvin Rendelsmann im Sechzehner frei durch und schweißte das Leder oben rechts unter die Latte. Ein Auftakt nach Maß! Doch anstatt das Spiel an sich zu reißen, ließen die Holzpfosten das Spiel an den FC gehen. Immer wieder viele kleine Fouls von HP. Es fehlte die Cleverness. Erst zur Mitte der ersten Hälfte fanden die Pfosten zu ihrem Spiel zurück. In der 21. Minute erhöhte Florian Weber auf 2:0. Nun war Wachtels Eleven endgültig auf Kurs. Dachte man zumindest. In der 32. Minute zeigte der Unparteiische auf den Punkt. Elfmeter für den FC, nachdem ein Angreifer von Keeper Michael Voigt im Strafraum gelegt wurde. Die Aufregung war groß, denn Coach Wachtel hatte mal wieder alles anders gesehen. Souverän verwandelt stand es auf einmal nur noch 2:1. Jedoch staunte Coach Wachtel nicht schlecht, was direkt nach dem wieder Anpfiff geschah. Marvin Rendelsmann war plötzlich auf rechts durch, legte von der Grundlinie zurück in den Sechzehner, wo Rückkehrer Steffen Heinke die Vorlage vollendete. Genau auf den Torwart geschossen ließ dieser den Ball durchrutschen und so hieß es in der 33. Minute 3:1. Bis zum Pausentee war es aber noch ein Stück hin. Der FC kam, genau wie HP, noch zu der einen oder anderen Chance, die aber von Schlussmann Voigt in bester Manier entschärft wurden. Dann ging es in die Pause. Coach Wachtel erinnerte seine Jungs, dass noch nichts gewonnen war und so ging man genauso motiviert in die zweite Hälfte wie zuvor in die erste. HP verlegte sich aufs Kontern, da der FC nun drückte. Mehr als Spesen kamen aber nicht dabei rum. Auf der anderen Seite gab es gute Möglichkeiten für Heinke, Weber und Rendelsmann. Der Unparteiische zeigte sogar erneut auf den Punkt. Den fälligen Strafstoß vermochte Mittelfeld-Ass Sercan Özcan aber nicht zu verwandeln. So blieb es bis zum Schlusspfiff beim 3:1. Insgesamt betrachtet war es eine ordentliche Leistung von beiden Mannschaften, ein Derby mit ordentlich Feuer und einer glücklichen dritten Mannschaft, die am Ende ihren ersten Dreier eingefahren hat.
Fleißkärtchen: Geht an Marvin Rendelsmann, der heute sein drittes Saisontor machte. Damit hat er über die Hälfte aller HP-Tore geschossen. Dabei ist der kleine Außenspieler nicht mal Stürmer.
Das sagt der Coach: „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Ein Derby ganz nach meinem Geschmack.“ Alexander Wachtel