4:2 gegen den UFC: Ein bisschen die Welt verändert

SCHWERTE. Es gibt Dinge, die lernt man irgendwann als Kind, und dann muss man nicht weiter darüber nachdenken. Sie stehen schlicht fest. Auf Ebbe folgt Flut. Warme Luft steigt nach oben. Und Holzpfosten verliert im Futsal gegen Münster. Am 15. Februar 2014 aber geriet diese ach so klar geregelte Welt ein wenig aus den Fugen. Da nämlich gewannen die Holzpfosten plötzlich beim UFC Münster mit 4:2 (1:1).

Es war der erste Sieg überhaupt gegen den bereits feststehenden Meister der WFLV-Liga. Holzpfosten-Spielertrainer Daniel Otto hatte vor Spielbeginn noch einmal an alle bisherigen Begegnungen mit Münster erinnert und die Ergebnisse auf DIN A4-Zettel an die Kabinenwand geklebt. 4:5, 4:6, 3:8 und so weiter – was seine Spieler dort zu lesen hatten, waren ausnahmslos Niederlagen. Das Ziel war ebenso klar wie ambitioniert: ein wenig die Welt verändern.

Erste Chancen

Davon überzeugt und unterstützt von rund 30 Hoolzpfosten, kamen die Schwerter gut in die Partie, sogen von der ersten Sekunde an Selbstbewusstsein aus jedem Ballgewinn und hatten die ersten Chancen: Florian Riesewieck sprang mit dem Schienbein in Marc Nebgens scharfe Hereingabe – drüber. Und Nils Klems zielte nach schöner Kombination knapp daneben. Münster kam erst Ende der ersten Halbzeit zu besseren Gelegenheiten, wurde nun aber immer drückender – und belohnte sich mit der Führung. Nebgen war an der Seitenlinie ausgerutscht und musste seinen Gegenspieler ziehen lassen. Doch die Schwerter Antwort kam schnell – und sie kam deutlich: Feine Kombination, Linksschuss Klems – 1:1. Pause.

Es folgte: ein ähnlich magischer Moment wie in dem Film „Space Jam“, als Michael Jordans Arm plötzlich lang und länger wird und zu einem Dunking von der Mittellinie ansetzt. In diesem Film aus Münster blieb den Holzpfosten-Spielern der Mund offen stehen, als Martin „Magic“ Baumdick einen tickenden Ball mit Leichtigkeit über seinen Gegenspieler hob und – als sei das noch nicht brasilianisch genug gewesen – unter Münsters Keeper hindurch zum 2:1 ins Netz schoss. 2:1. Führung. Diesmal aber kam Münster zurück: Ein perfekt getretener Freistoß schlug links oben ein – 2:2.

Nebgen trifft zur Führung

Es war ein hochklassiges Spiel, in dem Holzpfosten nun den längeren Atem hatte. Eine feine Kombination über die linke Seite fand über Costantino Ruggio den Weg zu Nebgen, der zur erneuten Schwerter Führung traf. Nur noch drei Minuten zu spielen – der Traum wurde greifbar. „Werdet zu Legenden“, sangen, grölten, schrien die Hoolzpfosten von den Rängen, und der magische Baumdick dachte sich: „Ja gut, ein einigermaßen schönes Tor habe ich heute schon geschossen, aber wenn die unbedingt wollen – mache ich halt noch eins!“ Münsters Torwart kam noch heran, doch der Ball kullerte in Super Slomotion ins linke untere Eck. 4:2. Der UFC versuchte noch einmal alles, spielte mit Flying Goalie, fand aber kein Durchkommen mehr. Ende. Aus. Vorbei.

Vor dem abschließenden Heimspieltag in Schwerte sind die Holzpfosten ihrem Saisonziel damit ein gutes Stück näher gekommen. Platz zwei verteidigt gegenüber Bayer Uerdingen. Im letzten Saisonspiel gegen Futsal Selecao Wuppertal haben sie es damit selbst in der Hand, auf Platz zwei ins Ziel zu laufen und damit das Ticket fürs Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft zu buchen. Als sie dort in Münster am Samstag Mittag vor und mit ihren Fans tanzten, taten sie dies allerdings vor allem in einer ganz anderen Gewissheit: die ach so klar geregelte Welt an diesem Tag ein kleines bisschen verändert zu haben.

Es spielten und trafen: Otto, Ahrens, Ruggio, Riesewieck, Klems (1), Nebgen (1), Oldenburg, Manz, Baumdick (2), Kleine.