Viertelfinaaaaaaaale schallallallallaaaaaa!

SCHWERTE. Sie haben es gepackt: Unsere Futsaler haben sich in Schwerte am letzten Spieltag der WFLV-Futsal-Regionalliga für das Viertelfinale am 15. März qualifiziert. 5:1 gewannen sie gegen die Selecao Wuppertal, nachdem Bayer mit einem 4:1 gegen Münster vorher ordentlich Druck ausübte. Nun gehören die Holzpfosten zu den acht besten Futsalteams Deutschlands.

Von Leon Weiß

Dieser Spielbericht ist eigentlich kein richtiger Spielbericht. Denn er beginnt am 15. Februar. Vor acht Tagen stand uns das große Topspiel gegen den UFC Münster bevor. Der 4:2 war eminent wichtig, aber keinesfalls eine erwartete Pflicht. Ohne diese drei Punkte dürften wir in drei Wochen nicht 500 Kilometer weit in den Osten der Republik reisen. Aber ich muss noch ein wenig weiter ausholen.

Besondere Begegnung in Münster

Als ich mich mit Kumpel, Bartträger des Jahres 2009 und dem Traum alleinerziehender Mütter, also Maxi Engel, nach einem schmackhaften Bierstück morgens auf den Weg zum Bahnhof machte, von wo sich die rot-weißen Schreihälse gen Münster aufmachten, mussten wir – etwa einen Kilometer vom Treffpunkt entfernt – eine Zwangspause an einer großen Kreuzung und deren Ampel machen. Also standen zwei gestandene Jungpfosten an dieser Ampel, blickten freudig nach vorne, genossen die sonoren Motorengeräusche und bemerkten in diesem Moment, dass ein alter, fragiler Herr mit seinem Rollator neben uns Stopp machte und ebenfalls auf das Grün der Ampel wartete.

Prompt warf er einen Blick in unsere Richtung und unserer Fanutensilien. Höflich boten wir dem alten Herrn, er trug eine sympathische Christian-Greis-Gedächtnis-Mütze, ein Bier an. Die Offerte schlug er dankend aus. Aber unsere Textiloptik ließ ihn nicht los. Also – wir hatten schon mit unserer Kurzbekanntschaft abgeschlossen – fragte er uns, „für wen wir denn die Daumen halten“. Holzpfosten, antworteten wir. Natürlich. Da grinste der Herr, drehte sich kurz weg, ehe er sein Gesicht wieder in unsere Richtung wandte. Da kam es aus ihm heraus: „Futsal, ne? Ich wünsch‘ euch viel Glück.“ Maxi und ich gingen grinsend die ersten paar Schritte über die Ampel und schauten uns dann ungläubig an. Für solche Momente sind wir vor zwei Jahren in diesen Verein eingetreten.

Countdown aufs Finale

Es war der Start einer wunderbaren Futsalwoche. Dem überragenden 4:2 über Münster folgte ein Countdown, der gefühlsmäßig mehr Vorfreude auslöste als ein Gratis-Playboy-Jahresabo für einsame Rentner. Ein Countdown auf jenen Samstag, den ich mir nicht besser hätte vorstellen können. Viertelfinaleinzug in eigener Hütte? Was man vor der Saison noch mit scherzhaftem Tenor gesagt hatte, war gestern greifbar. Und dass ich in der Nacht zu Samstag noch bis 2 Uhr wach im Bett lag und nicht schlafen konnte, war einzig Holzpfosten geschuldet.

Als Moderator des Super-Samstags verbarrikadierte ich mich ab 14 Uhr hinter dem Laptop und sehnte von dort dem für uns wirklich wichtigen Spiel zwischen Bayer und dem UFC entgegen. Zum Glück hatten sich nicht nur unsere Spieler, sondern auch ich darauf eingestellt, dass Uerdingen dieses Spiel im fünften Gang befahren würde. 4:1. Das saß – und übte Druck aus. Wir mussten gewinnen.

Viertelfinale so nah

Zehn Minuten noch. Beide Mannschaften, wir und die Futsal Selecao Wuppertal, für die es zum Glück um nichts mehr ging, machen sich auf dem Feld warm. Als Daniel Otto vorbeikommt, um die Aufstellung durchzugeben, frage ich ihn, ob er nervös sei. „Nö“, war die lakonische Antwort. Lässig ist der Typ also nicht nur in der Auswahl seiner Sporthosen. Aber seine Gedankenlage war ähnlich wie meine. Das Viertelfinale war so nah. Ich habe nicht daran geglaubt, dass wir das vermasseln.

Noch zwei Minuten. Intro an. Mannschaft aufrufen. In meiner zittrigen Stimme spricht die Anspannung.

Los geht’s – mit dem Spiel und der puren Erleichterung. Wie sich unsere Mannschaft auf dieses Spiel eingestellt hat, war allererste Viertelfinal-Klasse. Beinahe jeden Zweikampf gewonnen, was frenetisch von allen Spielern bejubelt wurde. Stoische Gelassenheit im Spiel. Und trotzdem absolute Galligkeit. Geiler als auf diese Partie sind diese Futsaler sonst nur… (ach, den Vergleich spar‘ ich mir). Und dann auch noch schnell erfolgreich. 4. Minute: Pippo schiebt das 1:0 gekonnt ein. Der Jubelschrei des noch nie so voll besetzten Holzpfosten-Mittelblocks schenkt mir direkt einen Schauer. Jubelnd haue ich auf die F7-Taste des Laptops. Die hatte ich mir vorher so programmiert, dass ein Knopfdruck reicht, um den Holzpfosten-Torjingle abzuspielen. Und das konnte ich drei Minuten später schon wieder. Tino. 2:0. Was auch der Halbzeitstand war. Zwar konnte die Selecao kurzzeitig ein paar Chancen erspielen, aber dafür hatten wir ja noch unsere Berliner Mauer.

F7 immer wieder

Weiter geht’s! 20 Minuten noch. Und aus der Kabine kamen unsere rot-weißen Heroen noch souveräner. 3:0 Nebgen. F7. 4:0 Pippo. F7. 5:0 wieder Nebgen. Ein letztes Mal F7. Die Minen der Uerdingen-Spieler, die erwartungsvoll auf der Tribüne Platz nahmen, sind für mich der Beleg: Wir packen’s. Da macht auch das 1:5 der Selecao kurz vor Schluss nichts. Aus. Bier spritzt von der Tribüne. Zwei Kamera-Teams des DFB begleiten jede Jubel-Bewegung. Es wird gesungen. Wir singen und tanzen auf jedem Futsalplatz. Und jetzt auch noch weiter.

Und während die Mannschaft, die mich Samstag für Samstag begeistert hat, sich von den Hoolzpfosten feiern lässt, genieße ich den Moment, an den ich Freitagnacht um 2 Uhr im Bett gedacht habe – und der uns gar nicht mehr genommen werden konnte. Nicht uns Holzpfosten. Nicht den Holzpfosten, die uns allen eine unheimlich geile Erlebnis-Fahrt nach Sachsen ermöglicht. Nicht den Holzpfosten, die eine der acht besten Futsal-Mannschaften Deutschlands sind. Die Vorfreude auf das Viertelfinale in drei Wochen ist größer als die eines Rentners, der zum Gratis-Playboy-Jahresabo auch noch eine Taschentuch-Flatrate von dm gewonnen hat. Das wird geil. Die Busfahrt. Das Spiel. Das ganze Wochenende.

Treffpunkt wieder der Schwerter Bahnhof

Und eines steht fest: Der Treffpunkt für die Busreise wird sicherlich wieder der Schwerter Bahnhof sein. Ich gehe zu Fuß hin. Wer weiß, vielleicht treffe ich ja den alten Herrn mit seinem Rollator und der Christian-Greis-Gedächtnis-Mütze wieder. Und dann kann ja nichts mehr schief gehen.

So siegten die Holzpfosten: Daniel Otto, David Graudejus – Nils Klems, Marc Nebgen (2), Martin Baumdick, Joel Ahrens, Constantino Ruggio (1), Florian Riesewieck, Umut Coban, Oliver Manz, Phillip Oldenburg (2), Patrick Kulinski, Stephan Kleine.