Sie gehören zu den vier Besten

Schwerte/Hamburg. Meist ging die Mailbox ran. Erreichten die Gratulanten am Samstagabend aber doch einen ihrer Holzpfosten in Hamburg, bekamen sie alle die gleiche Geschichte zu hören.

Wie die Futsaler im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft beim MSV Hamburg früh mit 3:0 führten, wie sie mit der Schlusssirene noch das 4:4 kassierten und am Ende doch mit 8:6 gewannen. Vor allem aber sagte jeder Holzpfosten diesen Satz: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Die Holzpfosten Schwerte stehen im Halbfinale um die Deutsche Futsal-Meisterschaft. Was das bedeutet, mussten sie einander immer wieder verdeutlichen: Sie fahren am 8. April zum Finalwochenende an den Nürburgring und gehören damit zu den besten vier Teams in Deutschland. In ihrer erst zweiten Saison. „Das ist Wahnsinn“, stammelte Spielertrainer Nils Klems, weinte beinahe, während ihm ein Teamkollege von hinten auf die Schultern sprang und in der Nähe schon wieder ein Handy klingelte.

Der Wahnsinn raubte den 20 mitgereisten Fans die Stimme und den daheim gebliebenen Live-Ticker-Nutzern die Nerven. Schon um kurz vor 20 Uhr hatten sie den Siegerjubel vorbereitet. Denn eine Sekunde vor der Schlusssirene führten die Schwerter mit 4:3, als sie an der Außenlinie einen Freistoß gegen sich gepfiffen bekamen. Bei Beginn der Schlusssirene stand es noch immer 4:3. Zu deren Ende aber zischte ein Flachschuss ins linke Toreck. Vorbei am so starken Torwart Daniel Otto, der später von „einer der längsten Sekunden in meinem Leben“ sprach. Entsetzen, Enttäuschung. Das 4:4. Verlängerung.

Klems per Alleingang (6.), Martin Baumdick nach Schuss von Matthias Woort (10.) und Alexander Hueck (16.), bedient von Joel Ahrens, hatten die Holzpfosten beim großen Favoriten früh mit 3:0 in Führung gebracht. Auch die Anschlusstreffer der stärker werdenden Gastgeber (19., 28.) hatten sie durch Tobias Thiele (33.) kühl gekontert. Jetzt aber ging es wieder von null los.

Mehr noch: Der DM-Zweite von 2010 hatte nun die Oberhand. Gleich zu Beginn der Verlängerung gingen die Hamburger in Führung. Erst mit 5:4. Dann – nach Thieles schnellem Ausgleich – mit 6:5. Und vermutlich hätten sie das Spiel gewonnen, hätte nicht Otto den folgenden Zehnmeter abgewehrt. So aber schöpften die Schwerter Mut, bejubelten Tino Ruggios Ausgleichstor von der Außenlinie (44.), Thieles 7:6-Führung (48.) und schließlich die endgültige Entscheidung durch Ruggio (50.). 20.21 Uhr: Schluss, Aus – für die favorisierten Hamburger, nicht aber für den Außenseiter aus Schwerte.

„Deutscher Meister wird nur HP 05“, grölten dessen Anhänger, die auch den Vergleich mit den zahlenmäßig überlegenen Heim-Fans gewonnen hatten. Die Spieler stimmten auf der Rückfahrt im Bus mit ein. „Es war so krass“, krächzte Nils Klems auf halber Strecke in sein Mobiltelefon. „Kann ich mir vorstellen“, antwortete der Schwerter am anderen Ende. „Nein“, antwortete Klems. „Das kannst du echt nicht.“ Der Halbfinalgegner der Holzpfosten am 8. April ist übrigens der aktuelle Deutsche Meister SD Croatia Berlin.

Quelle: Westfälische Rundschau