Holzpfosten mit Achtungserfolg in Köln

Als Spielertrainer Nils Klems etwa zwei Minuten vor Ende der Partie gegen die Futsal Panthers Köln zum 10 Meter antrat, saß Torwart Daniel Otto hinter eine Glasscheibe. Wenige Sekunden zuvor war der Keeper vom Schiedsrichter mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen worden, weil er beim Wechseln zu früh zurück auf den Platz gelaufen war. Beim Stand von 2:3 für Köln war das eigentlich so etwas wie eine Vorentscheidung, denn der Platzverweis bedeutete eine zweiminütige Unterzahl. Doch der starke Marc Nebgen drehte sich kurz darauf in einen Gegenspieler hinein, nahm das gestellte Bein an und fiel zu Boden – 10 Meter für Schwerte.

Man muss wissen, dass 10 Meter beim Futsal zwar eine große Chance darstellen, aber mit einem 11 Meter beim Fußball nicht zu vergleichen sind. Als Otto noch auf dem Platz stand, hatten die Kölner ihrerseits einen 10 Meter erhalten – und neben den Pfosten gesetzt. Nun war es an Klems die vielleicht letzte Chance des Spiels zu nutzen. Der Spielertrainer lief an und piekte den Ball ins rechte untere Eck – der 3:3-Ausgleich.

Es war der Schlusspunkt einer dramatischen Partie in Halle 22 der Kölner Sporthochschule unweit des Bundesliga-Stadions des 1. FC Köln. Bundesligareif war auch die Abwehrleistung der Schwerter, die den Kölnern kaum Platz für ihre einstudierten Angriffe ließen. Doch auch offensiv setzten die Holzpfosten Akzente. Nur wenige Sekunden waren gespielt, als Florian Riesewieck einen Abwurf von Daniel Otto „ansaugte“ und aus fast unmöglichem Winkel ans Lattenkreuz setzte. Wieder nur Sekunden später jubelten die Schwerter über den Führungstreffer von Tormaschine Phillip Oldenburg.

„Das war der Moment in dem wir merkten: Hier geht heute was“, sagte Klems nach dem nervenaufreibenden Spiel. Das 1:0 hatten die „Hoolzpfosten“ gar nicht mitbekommen – die Ultras der Holzpfosten, die sich nur wenige Tage zuvor zu einem nicht eingetragenen Verein zusammengeschlossen hatten und in Köln ihren ersten Auswärtsauftritt feierten. Sie kamen unter lauten Holzpfosten-Rufen erst kurz danach in die Halle. Ein hollywoodreifer Auftritt.

Ihnen wurde dann auch ein spannender Thriller geboten, der zunächst aber einen Rückschlag für die Schwerter vorsah. Kurz vor der Pause bekam Kölns Jänicke den Ball vor die Füße und hämmerte ihn – verdeckt für Keeper Otto – unter die Latte. 1:1, der Halbzeitstand.

Nach der Pause hatten die Panthers den besseren Start, Kapitän Sokolowski erpiekte aus zentraler Position die Führung für die Heimmannschaft – doch für die Schwerter folgte nun – trotz frühem fünften Foul – die beste Phase des Spiels. Nach dem Ausgleich erneut durch Oldenburg erspielten sie sich reihenweise gute Einschussmöglichkeiten und drückten die Kölner in ihre eigene Hälfte. Den wendigen und immer anspielbaren Thiele und Nebgen gelang es häufig, zu gefährlichen Situationen zu kommen, doch immer wieder rettete Panthers-Keeper Manuel Klon die Panthers vor dem Rückstand. Auf der anderen Seite kamen die Kölner durch einen 10 Meter zu einer Torchance (flach vorbei) – und sonst durch schnelle Konter. Einen davon nutzte Kölns Schulze-Zachau vier Minuten vor Schluss zum 2:3.

Mit dem Mut der Verzweiflung stellten die Pfosten sofort auf Flying Goalie um, Klems übernahm die Position von Otto, um mit einer fünften Anspielstation in der gegnerischen Hälfte zum Ausgleich zu kommen. Eine Maßnahme, die schon gegen Münster in der Schlussphase zum Erfolg geführt hatte. Dieses Mal jedoch wendete sie sich gegen die Holzpfosten. Nach einem Ballverlust wechselte Klems mit Otto, der „echte“ Keeper der Pfosten betrat das Feld laut Schiedsrichter zu früh – und wurde mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Die erste Gelbe hatte er kassiert, als er lautstark die Einhaltung des Abstandes beim Einkick forderte, den die Schiedsrichter regelmäßig unbeachtet ließen.

Mit einem Mann weniger – und dem starken Stephan Kleine als Torwart – stemmten sich die Pfosten in den letzten Minuten gegen die Niederlage. Es folgte das fünfte Foul der Kölner und das sechste gegen Nebgen. Dann kam Klems und knappe zwei Minuten Kampf – der Rest war Jubel mit den „Hoolzpfosten“ und das Wissen, in dieser Liga jede Mannschaft ärgern zu können.

„Das war ein Bonusspiel“, freute sich Trainer Klems nach dem Spiel, „niemand hat erwartet, dass wir hier etwas holen. Umso geiler ist es, den Punkt mitnehmen zu können.“ Keeper Otto, der die letzten Minuten in der Schiedsrichter-Kabine mit Fenster verbracht hatte, sah es ähnlich: „Auch wenn das für mich in den letzten Minuten wie Fernsehen war, wie die Truppe das noch hinbekommen hat, war phänomenal. Vor allem, wie der Kleine die Dinger da rausgekratzt hat, sensationell.“

In der kommenden Woche müssen die Pfosten gegen Bayer Uerdingen ran.

Das Team: Otto, Riesewieck, Kleine, Ahrens, Oldenburg, Klems, Baumdick, Thiele, Nebgen, Hueck