„Man muss es fühlen, um es zu verstehen“

Die Holzpfosten verloren am Samstag vor 500 Zuschauern die Futsal-Partie gegen Deportivo Unna mit 5:6. Es war trotzdem ein positives Ergeignis.

Die 500 Fans in der Alfred-Berg-Sporthalle stehen und klatschen. Einige beißen sich die Fingerkuppen wund, aber das Gros singt: „Magic, Magic, Magic.“ Das ist der Spitzname von Martin Baumdick. Der Futsaler der Holzpfosten tritt 20 Sekunden vor der Schlusssirene beim Stand von 5:6 gegen Deportivo Unna zum Zehn-Meter an. Seinen Versuch pariert der Torhüter, der Nachschuss hätte nur beim American Football einen Punkt ergeben. Die Partie in der WFLV-Futsal-Liga ist verloren.

Baumdick rennt sofort in die Kabine, kehrt erst nach drei Minuten wieder zurück in die Halle und bedankt sich zusammen mit den restlichen Holzpfosten-Spielern beim Publikum. Das hatte die Futsal-Veranstaltung wieder zu einer einzigartigen gemacht.

Die Sitzplätze waren schon eine Stunde vor der Partie komplett besetzt. Dahinter standen die Besucher in Dreierreihen. Alle waren sie gekommen, um die Holzpfosten siegen zu sehen. Alle waren sie gekommen, um an der einmaligen Stimmung teilzuhaben. Holzpfosten ist in Schwerte zu einer Marke geworden. Die Fans tragen Schals, Trikots und T-Shirts mit der Aufschrift Holzpfosten. Sie identifizieren sich mit dem Klub. Haben ein feines Gespür. Nach der Niederlage singen sie: „Ihr habt gekämpft, wir haben es gesehen!“

Torhüter Daniel Otto spricht wohl für die komplette Mannschaft, wenn er sagt: „Es ist das eine, ein Spiel zu verlieren. Es ist das andere, sich danach nicht als Verlierer zu fühlen. Holzpfosten Schwerte — man muss es fühlen, um es zu verstehen!“

Selbst die Konkurrenten freuten sich vor der Partie über die Choreographie auf den Rängen. Jeder Besucher hatte eine weiße oder rote Fahne in der Hand. Die Vereinsfarben der Holzpfosten. Zur wummernden Einlaufmusik wurden die Fahnen geschwenkt. Die Deportivos hatten ein Lächeln im Gesicht, zeigten auf die Tribüne. Mit Respekt.

Den legte der Gast nach dem 1:0 durch Tobias Thiele komplett ab. Bis zur 25. Minuten schossen Marcel Böhme, Nabil Afrass, Norbert Kaczmarek, Mirco Gohr und Marcel Stutter (2) eine 6:1-Führung heraus. Die Köpfe der Holzpfosten-Spieler zeigten Richtung Boden.

Bis Martin Baumdick per Doppelschlag auf 3:6 verkürzte. Alle glaubten plötzlich an eine erfolgreiche Aufholjagd. Der Optimismus wuchs und wuchs. Marc Nebgen traf per Kopf zum 4:6. Das kommt im Futsal genau so häufig vor wie ein Flitzer. Dann schoss Patrick Johann einen Flachpass von Jonas Schröder ins eigenen Netz – 5:6.

Die letzten zwei Minuten stand die ganze Halle. Dann kam die Chance für Baumdick, dann die Ernüchterung, aber unter den Zuschauern keine Enttäuschung. Holzpfosten-Trainer Nils Klems, der aufgrund einer lautstarken Beschwerde auf die Tribüne geschickt wurde, sagte: „Jetzt haben wir zweimal vor eigenem Publikum gepatzt. Ich hoffe, wir haben in der kommenden Saison wieder so viele Zuschauer, wenn wir in Schwerte spielen.“

Davon ist auszugehen. Auch wenn die Begegnung verloren wurde und der Abstand auf Platz zwei jetzt sechs Punkte beträgt, war die Veranstaltung am Samstag wieder ein positives Ereignis.

Quelle: Westfälische Rundschau