„So etwas habe ich noch nicht erlebt „

SCHWERTE. Erstmals nahm eine Jugendmannschaft der Holzpfosten an den Schwerter Stadtmeisterschaften teil. Maxi Engel, Teil der Jungpfosten, hat für uns aufgeschrieben, wie er sie erlebt hat.

Es war Weihnachten und ich packte am frühen Abend nach dem alljährlichen Kirchenbesuch das Geschenk meiner Eltern aus.
 
„Fahrsicherheitstraining beim ADAC“ –  „Geil!“ dachte ich mir. Bis ich das Datum der Veranstaltung weiter unten auf der Seite sah: Der 6. Januar 2013. Der Tag der Hallenstadtmeisterschaften im Fußball. 
 
„Du musst das ADAC-Gedöhnse verschieben“
 
Ein furchtbar wichtiger Termin im Kalender aller Schwerter (und, wie ich feststellen musste, auch aller Garenfelder und Hennener) Amateurfußballer. Das lehrte mich zumindest der Rest unserer A-Jugend und ebenso alle Jugendfußballer anderer Vereine, die man so kennt. Meine Erfahrungen mit Hallenstadtmeisterschaften hielten sich zugegebener Maßen bis dahin in engen Grenzen. Lediglich im inzwischen letzten Jahr war ich als Zuschauer anwesend. Dementsprechend habe  ich mich zwar auf diesen Tag gefreut, hatte jedoch noch keine Vorahnung auf das, was sich an jenem Sonntagvormittag ereignen sollte. Denn so viel vorab: Als Basketballer in Schwerte spielt man mit einer U-18 für gewöhnlich vor ca. 15 Zuschauern.
 
Als mir nun sowohl Leon als unser Trainerduo mitteilten, dass ich im Kader stehe, war für mich klar: Okay, du musst das ADAC-Gedöhnse verschieben. Diese Entscheidung sollte als eine meiner besten in meine Biographie eingehen. 
 

HP machte die Halle zu einem Hexenkessel

 
Am Samstag fand zunächst die Vorrunde der Herren statt. Ich erwartete, erlebte und unterstützte das Bild der Holz und Hoolzpfosten, das ganz Schwerte von Futsalheimspielen kennt und liebt. HP macht die Alfred-Berg-Sporthalle zu seinem Hexenkessel. Sowohl auf dem Feld als auch auf den Rängen. Ein gelungener Tag, den ich gemütlich mit einer unbekannten Anzahl Gläsern Gerstenschorle ausklingen ließ.
 
Nun kam es also zu unserem großen Tag. Nach knapp 4 Stunden Schlaf und ebenso vielen Dosen eines Energydrinks, dessen Hersteller zu verachten ist, traf sich die erste Holzpfosten A-Jugend pünktlich an der Halle. Mein erster Blick nach Betreten der Halle galt dem Block unseres Vereins. Einige Spieler uns Supporter kündigten sich am Tag zuvor als Zuschauer an. Daran geglaubt, dass mehr als 4 oder 5 davon tatsächlich erscheinen, habe ich ehrlich gesagt nicht. „Wer steht schon sonntags um 9 Uhr auf, um sich 17-18-jährige beim Pöhlen anzugucken?“, dachte ich mir.
 
„Wow“, dachte ich
 
Die erwarteten 4-5 Holzpfosten fanden sich schnell in unserem Block ein. Und bis zu unserem Spiel verfünffachte sich ihre Anzahl – mindestens. Ich war begeistert, konzentrierte mich aber erst einmal auf unser erstes Spiel gegen unseren Platznachbar ETuS, stets in Bereitschaft, sollte Felix sich verletzen oder eine 2-Minutenstrafe kassieren. A propos kassieren – Wir gehen 1:0 in Führung und ich blicke auf, in den jubelnden rot-weißen Block – „Wow!“, dachte ich.
 
Mein erster Blick fiel (rein zufälliger Weise) auf Pille. Vom 2. Kassierer bis hin zum Kapitän der 1. Mannschaft inklusive Freundin  waren alle da und drehten völlig durch für das erste Tor der HP-A-Jugend in der Halle. Es folgte jedoch eine sportliche Ernüchterung nach der anderen. Das Spiel gegen ETuS endete ebenso 1:1, wie das 2. Spiel gegen Westhofen. „Egal, das sind unsere ersten 2 Punkte!“, versuchte Mr. Bumbarella uns in der Kabine aufzubauen.
 
Mathegenies fingen an zu rechnen
 
Gegen Ergste musste nun ein Sieg her. Mit inzwischen noch mehr Pfosten auf der Tribüne und Torben Krix als persönlichen Paparazo gingen wir also in das 3. Spiel. Gegen den späteren Meister blieben wir ohne Chance, zu eingespielt war das Ergster Team. Für einen Moment hingen die Köpfe. Doch dann durften wir erneut lautstarken HP-Gesängen lauschen und wir entschlossen uns schnell im letzten Spiel, auch wenn es ohne Bedeutung sein sollte, alles zu geben.
 
Wir schauten aber zunächst, in unserer nun recht langen Spielpause, einigen anderen Spielen zu.  Abgesprochen war zu diesem Zeitpunkt: Alle werden spielen, sogar der Basketballer zum Bälle schnappen. Plötzlich fingen sich an zu rechnen unsere Mathegenies Dötsch und Krabbe. ETuS gewinnt unerwartet gegen Holzen. Wir waren wieder im Rennen um das Halbfinale. Schnell war klar: Wir bieten nochmal alles, was wir haben, gegen die Holzener. Und auch der rot-weiße Block, der inzwischen nicht ausgiebiger zu füllen gewesen wäre, rastete komplett aus und schrie sich die Seele aus dem Leib.
 
„Es ist dieser Flow“
 
Schnell legte sich allerdings der Optimismus bei uns. Mehrere schnelle Gegentore in den ersten Minuten. Ich dachte: „Mist, jetzt ist es vorbei. Game over.“ Das Spiel ging verloren und zwar deutlich. Wir waren extrem geknickt – aber nur für einen Augeblick! Die Jungs und Mädels sangen weiter. Für uns. Alle standen, alle schrien. „Geile und absolut verrückte Typen!“, schoss mir in den Kopf. Minutenlang wurden wir gefeiert. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Und ich würde Haus und Hof darauf verwetten, dass noch keine Schwerter A-Jugend jemals so einen Tag erlebt hat. 
 
Was in diesem Moment passiert ist, was ich in diesem Moment gefühlt habe, das ist nicht in Worte zu fassen. Mir wurde wieder einmal klar, warum ich diesem Verein beigetreten bin. Es ist dieser Flow. Und wer ihn nicht lebt, der kann es nicht verstehen. „Die gelben Engel können warten.“, dachte ich, als ich am Montagmorgen ohne jeden Ansatz von Stimme aufwachte.